Samstag, 9. Juli 2016

Quiltrock mit Fabelwesenmuster


Ja, ich habe es getan.
Das Monster von dem jede Reenactress sagt "das mach ich im Winter". 
Ich habe mich, angefeuert von ein paar Freundinnen, hingesetzt und mir einen Seidenrock gequiltet.
Dies wird keine lange und breite Anleitung eher eine Art kleines Bilderbuch der Entstehung....

Gearbeitet habe ich mit 12 Pongee Seide. Diese wurde in weiß geliefert und so musste ich sie wohl oder übel färben.


Ich hatte ja gehofft sie behält diese brombeerige Farbe, nach dem Trocknen war sie jedoch eher Brombeerjoghurt.









Das Bügeln entpuppte sich als wahre Herausforderung. Nicht nur dass es nahezu unmöglich ist die fein mäandernden Falten aus dem Stoff zu bekommen, die statische Aufladung bei dem Versuch es zu schaffen macht einen wahnsinnig,



 Tipp vom Profi (höhöhö): besorgt euch vorgefärbte Seide oder geht zur Heißmangel eures Vertrauens. Bei mir guckten sie dort schon arg blöd, auch weil der Stoff natürlich zu breit war um einfach durch die Mangel zu passen.... 

Aber immerhin konnten wir die Falten  deutlich mildern-
Bei näherem Hinsehen kann man sie erahnen, aber dankenswerter Weise baut das Wattieren ja ein wenig stoffstraffende Spannung auf.





 Nach dem Zuschneiden habe ich an einem Reststück getestet, wie sich das Material verarbeiten lässt. Das Futter ist Wolle (gezupft) die "linke Seite" Leinen.





 Dann folgte die Königsdisziplin!
das Aufbringen des Musters


Wie man sehen kann, habe ich mich nicht für den klassischen Rapport entschieden sondern ein flächiges Muster ausgewählt, das sich über die komplette Front bzw. Rückseite zieht. 
Gefunden habe ich das Muster in einem Flickr-Album über eine Quilting Ausstellung in Colonial Williamsburg. Leider habe ich bisher keine weiteren Informationen gefunden.


Ich gehe hier lieber nicht ins Detail. Beim ersten Mal habe ich glaube ich insgesamt 3 Tage gebraucht. Bei der zweiten Seite ging es erheblich schneller! Wenn man mit dem Muster erstmal vertraut ist.....



 Aufgezeichnet habe ich vor dem Zusammenfügen der Lagen - in weiser Voraussicht. Beim Nacharbeiten der Vorzeichnung stellte sich schnell heraus, dass sich der Stoff durch die Schneiderkreide in alle Richtungen zog.

(Tipp am Rande - Pitt Pastellkreide in Stiftform ;) ) 






 Der erste Stich!






Um mir selbst nicht ins Gehege zu kommen, habe ich begonnen alles, was ich gerade nicht bearbeite, einzurollen. 
Gute Idee!


Das Nähen, bzw. Quilten selber fand ich übrigens sehr meditativ. Man kommt gut voran un, da man immer den gezeichneten Linien folgt, kann man gut dabei noch etwas fernsehen oder ein Hörbuch hören. 
Bei mir waren es fürchterlich viele Serienkiller Dokus ;)
Bergfest!


Mein treuer Helfer


Die beiden fertigen Teile, bereit zum Zusammennähen.

Der fertige Rock!


 Der erste Testlauf mit dem passenden neuen Jäckchen.
(Nach einer Vorlage aus dem Germanischen Museum Nürnberg)




 Ich habs geschafft! Und es hat mehr Spaß gemacht als ich dachte.

Hier ein paar Zahlen:

ca. 245m Garn im Muster



Das Erstellen des Musters (unscharfes Photo digital bearbeiten, vergrößern, Muster vektorisieren und druckbar machen sowie ausdrucken und durchpausen in "Reinschrift"?
ca. 7 Tage wobei die Arbeitsstunden selbst nicht gezählt wurden.

Panel 1 - 18 / Panel 2 - 14 Tage (die Differenz ergibt sich aus der Zeit, die ich beim ersten Mal fürs Muster aufzeichnen vertrödelt hab, reine Nähzeit war gleich)
also 32 Tage. 

Panel 2 insgesamt 64h10 Min also im Durchschnitt ca 4,5 Stunden pro Tag.
Wenn man das umlegt auf beide Panel, dann waren es insgesamt knapp 130 Stunden. 

Resumé:

Ich würde es wieder tun.